Vertrauen ist ein kostbares Gut – und wie das bei kostbaren Gütern so ist, man erkennt deren Wert vorrangig bei Verlust. Wer kritiklos vertraut, wird auch leichter düpiert, doch ganz so einfach ist es nun doch nicht. Immerhin gibt es Vertrauensverhältnisse, die sich langfristig bewährt haben und die Vertrauenslage deshalb auch nicht so ohne Weiteres in Frage zu stellen ist.
Man vertraut Menschen, Institutionen und Unternehmen – vielfach zu Recht, doch manchmal auch zu Unrecht. Und oft ist es nur eine Frage der Zeit, bis mißbrauchtes Vertrauen öffentlich angeprangert wird. Was folgt, ist ein Ritual der “Angeprangerten”, die verloren gegangenes Vertrauen unbedingt wiederherstellen wollen – weil ihnen sonst die Felle davon schwimmen.
Vertrauen auf Uneigennützigkeit
Bankkunden vertrauen eher ihrer Hausbank als dem Bankensystem im allgemeinen – wie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. festgestellt hat. Trotzdem stehen sowohl Bankberater als auch Versicherungsberater im Verdacht, nur gut provisionierte Produkte anzubieten, wenn Finanzprodukte und Versicherungen auf Provisionsbasis vermittelt werden. Offengelegte Provisionierung oder die unabhängige, kostenpflichtige Finanz- und Vermögensberatung kann hier Klarheit schaffen – eine EU-Vermittlerrichtlinie soll das regeln.
Vertrauen auf Seriosität
Bei Anruf Abzocke ist ein Image, das sich kein Callcenter leisten kann. Unseriöse Praktiken von Callcentern stehen naturgemäß besonders schnell am Pranger. Entsprechende Verstöße haben die Standards der Callcenter verschärft – das Bundesverbraucherministerium hat die Position der Bürger als gestärkt bezeichnet.
Vertrauen auf Fachkompetenz
Um den Transfer im Immobilienmarkt fachkompetent und rechtssicher abzuwickeln, setzen Fachverbände eine verpflichtende Zertifizierung für Immobilienmakler nach “DIN EN 15733” voraus. Die Einschaltung eines Maklers soll das fehlende Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer kompensieren. Allerdings ist für Immobilienmakler in Deutschland ein entsprechender Nachweis von einschlägigen Fachkenntnissen offenbar immer noch nicht verpflichtend vorgeschrieben.
Vertrauen auf Zuverlässigkeit
Die europäische Automobilindustrie soll sich stabilisieren, doch es existiert wenig Vertrauen zwischen den Autoherstellern und ihren Händlern. Deshalb hat das Europäische Parlament eine engere Kooperation zwischen Herstellern und Händlern auf dem Fahrplan und will einen vertraglich fixierten Verhaltenskodex durchsetzen. Als Basis hierzu gelten etwa Vereinbarungen zum Standortwechsel der Händler oder zu deren Umgang mit mehreren selbständigen Marken – aber auch zum Anspruch auf Entschädigung der Händler bei “ungerechtfertigter” Beendigung des Vertrags durch den Hersteller.
Vertrauen auf Unabhängigkeit
Wie schwierig es als Unternehmen ist, eine ramponierte Reputation aufzupolieren, zeigt sich beispielsweise am ADAC. Neue Leistungen sollen die Abwanderung von Kunden aufhalten, beispielsweise über einen “Online-Neuwagenberater“. Doch nähere Angaben zur statistischen Grundlage dieses beratenden Suchsystems sucht man dann doch vergebens – ein Manko im Hinblick auf die derzeitige Vertrauenslage beim ADAC.